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E124 – Was steckt wirklich hinter Cochenillerot A?

Wenn Rot nicht gleich rot ist – Ein knalliges Rot mit bitterem Beigeschmack

Rot ist die Farbe der Liebe, der Leidenschaft – und im Fall von E124 leider auch der Kontroverse. Cochenillerot A, wie der Farbstoff korrekt heißt, ist ein synthetisches Azofarbstoff-Pigment, das vielen Lebensmitteln ein kräftiges, fast schon leuchtendes Rot verleiht.

Klingt harmlos? Leider nein. Wer sich einmal tiefer mit der Materie beschäftigt, merkt schnell: Hinter dem strahlenden Farbton verbirgt sich ein Stoff, der in der Kritik steht – und das aus gutem Grund.

Wo steckt E124 drin?

E124 wird vor allem dann eingesetzt, wenn es knallig und bunt sein soll – also überall dort, wo Farbe den Appetit anregen oder bestimmte Geschmacksrichtungen symbolisieren soll. Besonders häufig findest du Cochenillerot A in folgenden Produktgruppen:

  • Süßigkeiten: Fruchtgummis, Kaubonbons, Lollis, Dragées oder Gummibärchen mit Erdbeer-, Kirsch- oder Himbeergeschmack. Viele dieser Produkte werden gezielt an Kinder vermarktet – ein doppelter Grund zur Vorsicht.
  • Desserts: Fertige Fruchtpuddings, rote Götterspeise, Instant-Dessertpulver oder „bunte“ Joghurts mit Fruchtzubereitung.
  • Getränke: Limonaden, Fruchtsaftgetränke, Energydrinks oder sogenannte Kinderfrüchtetees mit auffällig roter Farbe – vor allem in Light- oder Zero-Varianten.
  • Backwaren: Verzierungen wie roter Zuckerguss, bunte Zuckerstreusel, Kirschtortenfüllungen oder fertige Dekorartikel für Kuchen.
  • Fertigprodukte: Rote Fertigsuppen (z. B. Tomatensuppe), asiatische Nudelfertiggerichte, oder sogar Würzsoßen und Ketchups mit auffälliger Farbe.
  • Wurst und Fleischersatz: Einige Wurstsorten, z. B. bestimmte Brühwürste oder Würstchen, enthalten E124 zur Farboptimierung – besonders solche, die “extra schön rot” wirken sollen. Auch bei veganem Fleischersatz wird manchmal nachgeholfen.
E124 in Gummibärchen

Was viele nicht wissen: Auch in Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln oder Zahnpasta für Kinder kann E124 als Farbstoff enthalten sein – obwohl er dort rein funktional keine Rolle spielt.

Je bunter und künstlicher ein Produkt aussieht, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass ein Farbstoff wie E124 enthalten ist. Ein Blick auf die Zutatenliste lohnt sich.

Wie wird E124 eigentlich hergestellt?

Cochenillerot A klingt vielleicht, als käme es aus einer exotischen Frucht – aber in Wirklichkeit entsteht dieser Farbstoff im Chemielabor. Er wird künstlich hergestellt, und zwar aus Erdöl. Ja, richtig gelesen: Erdöl ist der Ausgangsstoff.

In einem mehrstufigen Prozess wird aus dem Erdöl zunächst eine farblose Flüssigkeit namens Anilin gewonnen. Diese wird dann mit anderen chemischen Stoffen vermischt, miteinander verbunden – und am Ende entsteht ein knallroter Farbstoff. Klingt technisch? Ist es auch.

Dabei können unerwünschte Rückstände entstehen – zum Beispiel sogenannte aromatische Amine oder sogar Spuren von Schwermetallen, die unter bestimmten Umständen als gesundheitlich bedenklich gelten. Zwar gibt es strenge gesetzliche Grenzwerte – aber allein die Vorstellung, dass ein Farbstoff im Essen aus Erdöl gemacht wird, sorgt bei vielen (völlig zurecht) für Bauchgrummeln.

Natürlich geht anders, oder?

E124

Das Problem mit Azofarbstoffen

Besonders umstritten ist E124 wegen seiner möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit – vor allem bei Kindern und empfindlichen Menschen.

Der Farbstoff gehört zur Gruppe der Azofarbstoffe, von denen einige bekannt dafür sind, sogenannte pseudoallergische Reaktionen auszulösen. Das sind Beschwerden, die sich ähnlich anfühlen wie klassische Allergien, aber ohne dass das Immunsystem beteiligt ist. Betroffene berichten von:

  • Hautausschlägen oder Juckreiz,
  • Asthmaanfällen oder Atemnot,
  • und Verdauungsproblemen wie Übelkeit oder Bauchschmerzen.

Besonders sensibel reagieren häufig Kinder, Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder bestehendem Asthma.

Und es geht noch weiter: Eine vielbeachtete Studie der britischen Food Standards Agency (FSA) hat Hinweise darauf gefunden, dass bestimmte Farbstoffe – darunter auch E124 – in Kombination mit dem Konservierungsstoff Natriumbenzoat (E211) zu einer erhöhten Unruhe und verringerten Konzentration bei Kindern führen können. Dieses Ergebnis war so relevant, dass die Europäische Union eine klare Reaktion zeigte:

Seitdem gilt die Kennzeichnungspflicht. Auf allen Lebensmitteln, die E124 enthalten, muss stehen:

„Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen.“

Diese Warnung ist gesetzlich vorgeschrieben. Und allein diese Tatsache wirft eine berechtigte Frage auf: Wollen wir wirklich Stoffe in unserer Nahrung, die eine Warnung brauchen?

E124

Warum E124 in Bio-Produkten nichts zu suchen hat

Gute Nachrichten: In Bio-Produkten ist E124 tabu.
Die EU-Öko-Verordnung schließt den Einsatz dieses Farbstoffs aus – und das mit voller Absicht. Bio-Lebensmittel sollen möglichst naturbelassen sein. Zusatzstoffe wie Cochenillerot A passen da nicht ins Konzept.

Bei bleibwacker gehen wir sogar noch einen Schritt weiter: Wir verzichten nicht nur auf konventionelle Zusatzstoffe – sondern auch auf solche, die in Bio-Produkten eigentlich erlaubt wären. Denn unsere Devise lautet:
Nur drin, was reingehört. Ehrlichkeit in jedem Bissen.

Gibt es Alternativen zu E124?

Oh ja – und sie sind sogar richtig lecker! Statt auf chemische Rotfärbung zu setzen, nutzen viele Hersteller natürliche Farbstoffe aus Rote Bete, Johannisbeeren oder Hibiskus. Diese sind nicht nur unbedenklich, sondern bringen oft noch wertvolle Pflanzenstoffe mit.

Und das Beste? Sie schmecken so, wie Lebensmittel schmecken sollten: Ehrlich. Natürlich. Unverfälscht.

Fazit: Besser ohne – für Körper und Kopf

E124 ist ein Paradebeispiel dafür, wie stark Lebensmittel durch Zusatzstoffe manipuliert werden – auf Kosten unserer Gesundheit. Wer es bunt mag, muss aber nicht auf Farbe verzichten: Mit natürlichen Alternativen wird Essen nicht nur schöner, sondern auch gesünder.

Also: Augen auf beim Einkauf – und lieber einmal mehr auf die Zutatenliste schauen. Oder du machst es dir einfach: Greif direkt zu unseren Produkten, bei denen du weißt, dass nur drin ist, was reingehört. Bei uns findest du süße Snacks wie den Himbeer Mandel Riegel, der trotz herrlich roter Farbe völlig frei von E124 ist.

Quellen:

EFSA Panel on Food Additives and Nutrient Sources added to Food (ANS) (2009): Scientific Opinion on the re-evaluation of Ponceau 4R (E 124) as a food additive. In: EFSA Journal, 7(11), S. 1328. Online verfügbar unter: https://doi.org/10.2903/j.efsa.2009.1328 [Zugriff am 27.05.2025].

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (2008): Hyperaktivität und Zusatzstoffe – Gibt es einen Zusammenhang?. Stellungnahme Nr. 013/2008 des BfR vom 28. Februar 2008. Online verfügbar unter: https://www.bfr.bund.de/cm/343/hyperaktivitaet_und_zusatzstoffe_gibt_es_einen_zusammenhang.pdf [Zugriff am 27.05.2025].

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) (2023): Wenn Lebensmittel das Verhalten beeinflussen. In: unizeit, Nr. 112, 09.12.2023. Online verfügbar unter: https://www.uni-kiel.de/ps/cgi-bin/unizeit/index.php?bid=350802 [Zugriff am 27.05.2025].

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