Was das für dich bedeutet
In Deutschland sind aktuell mehr als 300 Zusatzstoffe für Lebensmittel zugelassen. Das klingt erstmal technisch – aber was bedeutet das konkret für uns als Verbraucher:innen?
Ganz einfach gesagt: Diese Stoffe dürfen legal ins Essen gemischt werden, um es zu färben, süßen, stabilisieren, aromatisieren oder haltbar zu machen. Und das passiert täglich. Im Supermarkt. In Kantinen. In Kinderjoghurts. Und oft auch in Produkten, die auf den ersten Blick „gesund“ wirken.
Mengenbeschränkt? Oder „quantum satis“?
Diese über 300 Zusatzstoffe werden in zwei Kategorien eingeteilt:
🧪 Mit Mengenbeschränkung:
Etwa 75 % (ca. 250 Stoffe) dürfen nur in begrenzter Menge verwendet werden – weil sie sonst gesundheitlich bedenklich sein könnten. Hier gibt es gesetzlich festgelegte Höchstmengen, z. B. „nicht mehr als 50 mg pro Kilo Lebensmittel“.
⚖️ Nach „quantum satis“:
Die restlichen 25 % (ca. 80 Stoffe) dürfen nach dem Prinzip „so viel wie nötig, aber nicht mehr als nötig“ eingesetzt werden. Klingt erstmal vernünftig – bedeutet aber nicht, dass diese Stoffe unbegrenzt harmlos sind. Auch sie sollten nicht in großen Mengen aufgenommen werden, denn „quantum satis“ heißt eben nicht „quantum egal“.

Was bedeutet „quantum satis“ konkret?
Der Begriff „quantum satis“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet: „so viel wie nötig, nicht mehr als nötig.“ In der Praxis heißt das: Für diese Zusatzstoffe gibt es keine festgelegte Höchstmenge – die Hersteller dürfen sie nach technologischer Notwendigkeit einsetzen.
Das klingt erstmal sinnvoll – denn nicht jeder Stoff braucht eine pauschale Grenze. Allerdings kann es dadurch schwieriger für Verbraucher:innen sein, einzuschätzen, wie viel von einem Stoff tatsächlich im Produkt steckt – vor allem, wenn er in vielen verschiedenen Lebensmitteln auftaucht.
Und selbst wenn jeder Einsatz für sich genommen unbedenklich ist, kann es bei regelmäßigem Konsum verschiedener Produkte zu einer summierten Belastung kommen. Man spricht hier auch vom sogenannten „Cocktail-Effekt“, also der Wirkung mehrerer Stoffe zusammen, die wissenschaftlich nur schwer messbar ist.
Typische Zusatzstoffe mit quantum satis-Regelung:
Emulgatoren
– Lecithine (E 322)
– Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren (E 471, E 472)
Verdickungs- und Geliermittel
– Johannisbrotkernmehl (E 410)
– Guarkernmehl (E 412)
– Carrageen (E 407)
– Xanthan (E 415)
Säureregulatoren
– Zitronensäure (E 330)
– Milchsäure (E 270)
– Weinsäure (E 334)
– Natriumcitrat (E 331)
Trennmittel
– Calciumcarbonat (E 170)
– Magnesiumsalze von Speisefettsäuren (E 470b)
– Siliciumdioxid (E 551)
Backtriebmittel
– Ammoniumcarbonate (E 503)
– Natriumhydrogencarbonat (E 500)
Schmelzsalze für Schmelzkäse
– Natriumphosphate (E 339)
– Kaliumphosphate (E 340)
Antioxidationsmittel
– Ascorbinsäure / Vitamin C (E 300)
– Tocopherole / Vitamin E (E 306–E 309)
Schaumverhüter
– Polydimethylsiloxan (E 900)
Überzugsmittel und Trägerstoffe
– Schellack (E 904)
– Bienenwachs (E 901)
– Carnaubawachs (E 903)
Gelier- und Bindemittel pflanzlichen Ursprungs
– Pektin (E 440)
– Agar-Agar (E 406)
– Modifizierte Stärken (E 1404–E 1450)
Farbstoffe natürlichen Ursprungs
– Beta-Carotin (E 160a)
– Paprikaextrakt (E 160c)
– Kurkumin (E 100)
Süßstoffe aus natürlicher Quelle
– Steviolglycoside (E 960)
Was passiert bei ständigem Konsum?
Auch wenn einzelne Zusatzstoffe in der erlaubten Menge als unbedenklich gelten – was passiert, wenn man sie täglich konsumiert? Die Wahrheit ist: Unser Körper ist keine Maschine. Besonders Kinder, Schwangere oder Menschen mit empfindlichem Stoffwechsel können auf die Dauerbelastung reagieren – mit Unverträglichkeiten, Allergien oder einer gestörten Darmflora. Und weil viele Stoffe gleichzeitig wirken, ist die Langzeitwirkung des sogenannten „Zusatzstoff-Cocktails“ wissenschaftlich kaum abzuschätzen.
Wo Zusatzstoffe häufig drinstecken
Zusatzstoffe sind längst kein Nischenthema mehr, sie gehören für viele Hersteller zum Standardrepertoire. Dabei begegnen sie uns oft genau dort, wo wir sie am wenigsten vermuten: in vermeintlich harmlosen Alltagsprodukten, die schnell gekauft und gedankenlos verzehrt werden.
Hier ein paar typische Beispiele:
- Fruchtjoghurts und Kinderquark:
Häufig mit Farbstoffen, Aromastoffen und Stabilisatoren, selbst wenn „Frucht“ draufsteht, ist oft nur Aroma drin. - Wurstwaren und Schinken:
Konservierungsstoffe wie Nitritpökelsalz (E250) und Antioxidationsmittel sorgen für lange Haltbarkeit und appetitliche Farbe, haben aber gesundheitlich keine unkritische Wirkung. - Softdrinks und Limonaden:
Oft voll mit Süßstoffen, Farbstoffen und Säureregulatoren, teilweise sogar in Kombinationen, die gesetzlich kennzeichnungspflichtig sind. - Backwaren und Toastbrot:
Emulgatoren und Konservierungsstoffe sorgen für bessere Teigführung und längere Frische, aber auch für eine sehr „optimierte“ Zutatenliste. - Fertiggerichte, Suppen, Tütensaucen:
Hier findet sich ein ganzes Zusatzstoff-Orchester: Geschmacksverstärker, Bindemittel, Farbstoffe und Aromen. - Kinderprodukte:
Besonders kritisch, denn bunte Cerealien, Lollis oder Säfte richten sich an die Kleinsten, enthalten aber oft Zusatzstoffe wie Farbstoffe, die mit Warnhinweisen versehen werden müssen.
Besonders tückisch:
Viele Produkte wirken auf den ersten Blick „gesund“, z. B. durch Begriffe wie „mit Frucht“, „fettreduziert“ oder „Ballaststoffquelle“. Doch genau hier wird oft mit Zusatzstoffen nachgeholfen, damit Geschmack, Textur oder Optik stimmen.

Warum sind so viele Zusatzstoffe überhaupt erlaubt?
Ganz einfach: Weil sie funktionieren.
Zusatzstoffe machen Lebensmittel günstiger, haltbarer, bunter, aromatischer – zumindest auf den ersten Blick. Für die Industrie sind sie ein praktisches Werkzeug, um Produkte „besser“ aussehen zu lassen, Lagerzeiten zu verlängern oder immer gleich schmeckende Massenware herzustellen.
Und was heißt das für uns?
Ganz einfach:
Zugelassen heißt nicht automatisch empfehlenswert.
Die gesetzlich erlaubte Menge eines Zusatzstoffs sagt wenig darüber aus, ob du ihn täglich, regelmäßig oder überhaupt zu dir nehmen solltest.
Bei bleibwacker gehen wir deshalb weiter als der Gesetzgeber:
Wir verzichten auf alle Zusatzstoffe. Auch auf die, die in Bio erlaubt wären. Warum?
Weil ehrliches Essen nichts zu verstecken hat. Und weil wir glauben, dass du als Verbraucher:in mehr verdienst als Zahlen, Grenzwerte und Schönrechnerei.
Lerne Schau dir doch mal unsere Gerichte an. Schnell, unkompliziert und lecker. Natürlich frei von Zusatzstoffen.

Quellen
Europäische Union (2008) Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2008 über Lebensmittelzusatzstoffe. Verfügbar unter: https://www.umwelt-online.de/regelwerk/ (Zugriff am: 29. Juli 2025).
Österreich isst informiert (o. J.) ADI‑Wert: Wieviel Zusatzstoff ist erlaubt?, oesterreich‑isst‑informiert.at. Verfügbar unter: https://www.oesterreich‑isst‑informiert.at/ (Zugriff am: 30. Juli 2025).
Bilder:
Imbiss Saucen: Pixabay, maxmann, #2707831
Würstchen: Pixabay, FernandoValencia, #5337929


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